Österreich nimmt in der Liste der größten Volkswirtschaften der Welt derzeit Platz 29 ein. Obwohl das Land nur rund 9 Millionen Einwohner hat, gilt es als wirtschaftliches Erfolgsmodell. Verantwortlich dafür sind nicht nur der Export, sondern auch der Tourismus.

Von diesen Märkten kann Österreichs Wirtschaft am meisten profitieren

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Das Bruttoinlandsprodukt beträgt rund 405 Milliarden Euro. Import und Export halten sich mit jeweils rund 227 Milliarden Euro fast die Waage, Österreich hat daher eine ausgeglichene Handelsbilanz. Die Arbeitslosenrate ist niedrig. Diese Wirtschaftszahlen machen das Land zu einer hochentwickelten Volkswirtschaft und zu einem der reichsten 20 Länder der Welt.

Die OMV ist das größte Unternehmen des Landes

Noch im Vorjahr erreichte Österreich im Innovationsindex von Bloomberg den 10. Platz. Der Forbes Global 2000 weist neun der größten börsennotierten Unternehmen der Welt als österreichische Firmen aus. Dazu gehört das Öl- und Chemieunternehmen OMV, die Banken Erste Group, Bawag Group und Raiffeisen, die Versicherungsunternehmen Vienna Insurance Group und Uniqa, das Bauunternehmen Strabag, der Stromproduzent Verbund und der Stahlerzeuger Voestalpine.

Das größte Unternehmen des Landes ist der Mineralölkonzern OMV mit einem Jahresumsatz von 35,6 Milliarden Euro. Die wertvollste Marke hingegen ist der Getränkehersteller Red Bull. Dieser hat einen beispiellosen Aufstieg hinter sich und beweist, dass Unternehmen aus Österreich auf dem gesamten Weltmarkt reüssieren können.

In 35 Jahren wurde aus einer zunächst einer belächelten Innovation ein weltweit erfolgreicher Hersteller. Mittlerweile verkauft Red Bull rund 10 Milliarden Dosen pro Jahr und generiert einen Jahresumsatz von 7,8 Milliarden Euro. Gleichzeitig lässt die wirtschaftliche Entwicklung erkennen, dass Österreichs Wirtschaft immer noch Chancen auf Märkten nicht wahrnimmt. Bestes Beispiel dafür ist ein jahrzehntelanges Flaggschiff der österreichischen Wirtschaft.

Vertane Chance

Casinos Austria galt lange Jahre als ein international erfolgreicher Glücksspielkonzern. Doch mit der Verlagerung des Geschäftsmodells in das Netz begann der Niedergang der stationären Casinos. Zwar baute man mit Win2Day ein österreichisches Online-Angebot auf, verabsäumte jedoch dieses international auszurollen. Gleichzeitig haben sich viele neue Anbieter mit Casino online Angeboten etabliert und den Markt für sich erobert. Angesichts der langen Geschichte und des gesammelten Know-hows wäre es ein Leichtes gewesen, von Beginn an international zu reüssieren. Doch der Konzern verzichtete darauf und beschränkte sich auf Österreich. Mittlerweile sind Casinos Austria an einen internationalen Investor verkauft und richten sich seither neu aus.

Gut möglich, dass der neue Eigentümer die Strategie ändert und versucht seine wirtschaftlichen Aktivitäten auszuweiten. Schließlich wächst die Online Glücksspielbranche seit Jahren konstant an. Hier sind Expertise und Seriosität gefragt. Das würde eigentlich für die Casinos Austria sprechen, doch bisher hat der Konzern seine Chancen nicht wahrgenommen.

Der Beitritt zur EU verlieh der Wirtschaft einen enormen Boost

Immerhin hat Österreich von seinem EU-Beitritt, der vor nunmehr 27 Jahren stattgefunden hat, enorm profitiert. Hier sollte auch weiterhin der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Bemühungen liegen.

Die Anbindung an den EU-Binnenmarkt hat bewiesen, dass auch Unternehmen aus einem kleinen Land auf dem ganzen Kontinent reüssieren können. Bestes Beispiel war der Aufstieg der lokalen Banken zu internationalen Playern. Sie zählen bis heute zu den Großbanken in Osteuropa und waren maßgeblich dafür verantwortlich, diese Märkte zu entwickeln. Davon profitieren nicht nur die Regionen, sondern auch Österreich selbst.

Die damals aufgehobenen Beschränkungen des Binnenmarktes haben zu einer Beflügelung der Wirtschaft geführt. Das zeigt sich vor allem mit einem Blick auf die Exporte des Landes. Diese haben sich seit dem EU-Beitritt verdreifacht. Doch der wirtschaftliche Erfolg ist keine Einbahnstraße.

Drehscheibe für Osteuropa

Auch Investoren aus dem Ausland haben die Funktion des Landes als wirtschaftliche Drehscheibe für Osteuropa erkannt und sich hier entsprechend positioniert. Sie investieren rund 5,7 Milliarden Euro pro Jahr im Land. Auch das ist mehr als dreimal so viel, wie noch vor der wirtschaftlichen und politischen Öffnung des Landes. Noch stärker ist der Erfolg der Öffnung im Bereich der Direktinvestitionen erkennbar, diese sind von ursprünglich 16 Milliarden Euro pro Jahr auf 158 Milliarden angestiegen und haben sich damit verzehnfacht.

Gleichzeitig war Österreich mit dem EU-Beitritt gezwungen, wirtschaftliche Kriterien und Kennzahlen einzuhalten. Das hat sich positiv auf die Budgetdisziplin und die Staatsverschuldung durchgeschlagen. Der Binnenmarkt hat also die handelnden Personen zu mehr Einsparungen und gezielteren Ausgaben gezwungen. Das hat der österreichischen Wirtschaft gutgetan.

Merkwürdige Ablehnung internationaler Handelsbeziehungen

Diese Erfolgsgeschichte zeigt bereits den Weg auf, den die österreichische Wirtschaft gehen sollte. Sie hat aufgrund ihrer hohen Qualitätsstandards und ihrer exportorientierten Firmen beste Chancen am Weltmarkt. Doch gleichzeitig zeichnet sich das Land durch eine kritische Gesamteinstellung zu internationalen Handelsverträgen aus. Obwohl Österreich erwiesenermaßen davon enorm profitiert, zeigen sich Bevölkerung und Politik skeptisch, wenn es darum geht, die Märkte zwischen zwei Ländern zum Vorteil beider Seiten zu öffnen. Das ist erstaunlich, immerhin begründet sich der Wohlstand des Landes aus seinen Exportchancen. Gleichzeitig zählt der Tourismus zu den finanziellen Standbeinen des Landes.

Standbein Tourismus

Dieses direkt 5,4 Prozent zur Gesamtwertschöpfung Österreichs bei, was rund 20,7 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Zählt man jedoch die indirekte Wertschöpfung hinzu, die durch die Nachfrage der Besucher entsteht, dann bewegt der Tourismus 28,3 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind 7,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Beitrag der Gäste zur Wertschöpfungskette kann also gar nicht hoch genug geschätzt werden.

Hier noch nicht eingerechnet, ist der Imagegewinn, den der Tourismus für das Land und seine Wirtschaft so nebenbei erzeugt. Das Bild, das Österreich seinen Besuchern bietet, ist mitverantwortlich dafür, dass erfolgreich heimische Unternehmen auch weltweit ihre Produkte verkaufen können. Das weist bereits den Weg, den Österreichs Wirtschaft auch in Zukunft einschlagen sollte. Geschichte, Natur, Musik und die hohe Qualität der Lebensmittel bieten Österreichs Wirtschaft auch in Zukunft große Chancen auf den Weltmärkten. Dies gilt unabhängig von den Branchen, denn das Land profitiert von seinem Image in allen Nischen gleichermaßen.

Neue Handelsabkommen eröffnen neue Chancen

Es kommt daher nicht von ungefähr, dass zahlreiche Wirtschaftsvertreter weiter auf den Abschluss internationaler Handelsabkommen drängen. Ein möglicher Wachstumsmarkt für die heimische Wirtschaft könnten jene Länder sein, die sich im Handelsabkommen Mercosur zusammengeschlossen haben. Es handelt sich dabei um Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Damit nicht genug, finden sich bis zu zehn weitere Staaten aus Südamerika, Mittelamerika sowie Neuseeland, die grundsätzlich Interesse an einer Teilnahme an dem Wirtschaftsverbund haben.

Kein Wunder also, dass die österreichische Industrie das Handelsabkommen als große Chance für sich sieht. Vertreter betonten immer wieder die Möglichkeit als Türöffner für neue Märkte, und damit auf Wachstum und neue Arbeitsplätze. Wirtschaftskrisen haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, wie stark der Wohlstand des Landes am Erfolg der Exportwirtschaft hängt. Doch diese kann nur dann agieren, wenn sie auf faire Handelsverträge vertrauen kann und einen guten Zugang zu internationalen Märkten vorfindet. Ausgewogene Wettbewerbsbedingungen versetzen die österreichischen Unternehmen in die Lage, ihre Produkte im Ausland zu präsentieren und zu verkaufen.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Firmen diese Chance zumeist erfolgreich wahrnehmen können. Daher fordert die Wirtschaft sachliche Diskussionen, anstatt reflexartiger Kritik an der Öffnung der heimischen Märkte für ausländische Produkte. Immerhin verdankt Europa seinen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Aufstieg dem weltweiten Handel. Der Abbau von Hürden hat immer zu Exportsteigerungen geführt und mehr Wachstum und steigende Beschäftigung generiert. Diese positiven Effekte haben sich auch für Österreich gezeigt, wenn das Land aufgeschlossen auf neue wirtschaftliche Herausforderungen reagiert hat. So behält Österreich das Heft des Handelns in der Hand und kann im wirtschaftlichen Wettlauf weiterhin vorne mitspielen.